Im Porträt: Kaija Saariaho
Kaija Saariaho (1952–2023) war eine führenden Stimme ihrer Komponist:innengeneration, in ihrer Heimat Finnland wie weltweit. Sie studierte Komposition in Helsinki, Freiburg und Paris, wo sie von 1982 bis zu ihrem Tod lebte. Ihre Studien und Forschungen am IRCAM, dem Pariser Zentrum für elektroakustische Experimente, hatten einen großen Einfluss auf ihre Musik. Ihre charakteristischen üppigen und geheimnisvollen Texturen entstanden oft durch Kombination Live-Performance und Elektronik. Unermüdlich suchte sie nach Wegen, das Wissenschaftliche, Technologische und Rationale poetisch zu interpretieren und zu zutiefst sensorische wie assoziative Erfahrungen herzustellen.
Nach ihrem bahnbrechenden Stück »Lichtbogen« für Ensemble und Elektronik im Jahr 1986 weitete Saariaho ihren musikalischen Ausdruck nach und nach auf eine Vielzahl von Genres aus. Ihre Kammer- und Chormusik sind zu festen Bestandteilen vieler Instrumental- bzw. Vokalensembles geworden.
Die größte Anerkennung – von Publikum und Fachleuten gleichermaßen – erhielt Saariaho für ihre Arbeit im Bereich der Oper: »L'Amour de loin« (2000), »Adriana Mater« (2006), »La Passion de Simone« (2006), »Émilie« (2010), »Only the Sound Remains« (2016) und »Innocence« (2020). Letztere wurde von der New York Times als ihr »Meisterwerk« bezeichnet.
Ihr ausdrucksstarker Umgang mit Stimme und Orchester sowie ihr Engagement für die Erneuerung der Form und der Vielfalt der Geschichten, die auf den größten Bühnen dargestellt werden, haben diese sechs sehr unterschiedlichen Werke bereits heute zu Klassikern der Oper des 21. Jahrhunderts gemacht.
Saariaho gewann bedeutende Kompositionspreise wie den Grawemeyer Award, den Nemmers Prize, den Sonning Prize und den Polar Music Prize. Zwei ihrer Aufnahmen wurden mit Grammy Awards ausgezeichnet. In einer 2019 vom BBC Music Magazine durchgeführten Umfrage unter ihren Kollegen wurde sie zur »größten lebenden Komponistin« gekürt.
2023 starb Kaija Saariahos an einen Gehirntumor.
»Ihre Musik hat die Gabe von Kraft und Unmittelbarkeit und erzeugt originelle akustische Wandteppiche und beispiellose Klangerzählungen.«
(aus der Preisrede zur Verleihung des Goldenen Löwes der Musikbiennale von Venedig 2021)